Eine verantwortungsbewusste Fischereibewirtschaftung

 

 

Versetzen wir uns einen Augenblick in die Lage der nomadisierenden Völker in der Nähe der Ufer der Saane vor einigen tausend Jahren: Es ist wahrscheinlich, dass diese Männer und Frauen noch vom Sammeln und Jagen lebten. Sie hatten noch die Gelegenheit, sich von Lachs (Salmo Satar) zu ernähren, nachdem diese hunderte von Kilometern den Flüssen und Bächen gefolgt waren, um dann in den Geburtsbächen des Einzugsgebietes der Saane zu laichen. So hielten diese Fische den Lebenszyklus ihrer Art seit der letzten grossen Eiszeit aufrecht.

 

Nehmen wir uns auch die Zeit uns vorzustellen, wie der Kanton Freiburg vor einigen Jahrhunderten aussah mit seinen grossen, wilden, durch die Kraft der Natur geformten Weiten, die denen ähnlich waren, die man noch in Kanada, Alaska oder Sibirien findet. Es ist noch nicht so lange her, als die Umwelt des Kantons Freiburg noch nahezu intakt war, bevölkert von ein paar tausend Menschen, die sich in den entlegenen Dörfern aufhielten und nur durch kleine Waldwege miteinander verbunden waren.

 

Heute haben sich durch Industrialisierung und intensiv genutzte Landwirtschaft sowie infolge Bevölkerungswachstums tief greifende Veränderungen der ursprünglichen Landschaft des Kantons Freiburg ergeben. Ein intensives Netzwerk asphaltierter Verkehrswege hat einen großen Teil des Waldes verdrängt und die kleinen Dörfer der Vergangenheit wurden zu bevölkerten Ballungsräumen. Um sich auf diesem Boden sicher ausbreiten zu können, hat man einen grossen Teil der Fliessgewässer in den Ebenen und Bergen eingedämmt. Um den für den modernen Lebensstil notwendigen Strom zu produzieren, wurden für die Fische unüberwindliche Dämme, Wehre und andere Hindernisse erstellt.

 

Die Wissenschaft und die chemische sowie petrochemische Industrie erfinden und entwickeln immer neue künstliche Produkte, welche in erster Linie der industriellen Weiterentwicklung dienen, aber auch unseren Alltag verbessern und dazu beitragen, dass wir immer älter werden. Diese Innovationen tragen jedoch auch stark zur Umweltverschmutzung bei. Beweise sind die globale Klimaerwärmung und auf lokaler Ebene die Vergiftung der Saane mit PCB (dioxinähnliche Polychlorbyphenyle).

 

Innerhalb des FVF ist die Gruppe, die für die Fischereibewirtschaftung zuständig ist, davon überzeugt, dass die Kontinuität der Aktivitäten im Bereich Fischerei nur gewährleistet werden kann durch den Schutz, die Erhaltung und die Revitalisierung der beeinträchtigten freiburgischen Flüsse und Seen. Dabei soll der Fischbestand durch eine möglichst natürliche Verlaichung gewährleistet werden.

 

Diese Gruppe hat sich die Förderung der Fischerei in einer optimalen Umwelt zum Ziel gesetzt und tut alles, um diese zu verbessern. Sie steht den Fischern und den Fischervereinen des Kantons Freiburg, welche die Umweltbedingungen in ihren Fischereigebieten verbessern wollen (Bäche, Flüsse, Teiche und Seen) zur Verfügung. Sie unterstützt diese, sei es durch die Initialisierung von Projekten oder Anfragen an das Amt für Wald, Wild und Fischerei des Kantons Freiburg zwecks Genehmigung und/oder Finanzierung einer Studie.

 

Die Gruppe Fischereibewirtschaftung umfasst drei Wirkungsbereiche, kann aber für eine Studie oder für ein Projekt ausgebaut werden:

1.    Natürliche Verlaichung

2.    Revitalisierung

3.    Kantonaler Besatz

 

Die Gruppe erstellt jedes Jahr den Plan für den kantonalen Besatz der Patentfliessgewässer (der Besatzplan für die Seen, die für die Patentfischerei offen sind, wird durch den Kanton erstellt).

 

Eine nachhaltige Fischereibewirtschaftung für die freiburgischen Flüsse und Seen

 

1.    Prioritäten

·           Revitalisierung der geschädigten Gewässer-Ökosysteme

·           Schutz der potentiell gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Fisch-Arten (Forelle,
       Äsche, Nase etc.) und Stärkung der wildlebenden Populationen durch natürliche Verlaichung

·           Stopp des systematischen Besatzes mit Fischen aus der Aufzucht

  

2.    Mittelfristige Revitalisierung der Wasserläufe

·           Wiederherstellung der Wasserläufe zu möglichst naturnahen Gewässern

·           Restwassermengen

·           Rückbau von unnötigen Dämmen

·           Rückbau von unüberwindlichen, unnötigen Schwellen

·           Aufwertung von Gewässerabschnitten um die natürliche Verlaichung zu ermöglichen

  

3.    Langfristige Revitalisierung der Wasserläufe

·           Kampf gegen künftige morphologische Schäden

·           Kampf gegen chronische Verschmutzungen

·           Kampf gegen chemische oder organische Substanzen, die direkt oder indirekt
       in die Wasserläufe geleitet werden.

  

4.    Sicherstellen des Lebenszyklus der Fische durch natürliche Verlaichung

Die natürliche Verlaichung muss im Rahmen einer nachhaltigen Fischereibewirtschaftung privilegiert werden, weil sie die Revitalisierung der Fliessgewässer fördert und der Erhaltung aller Arten von einheimischem Wild-Fisch dient.

  

5.    Besatz nur in sehr beeinträchtigten Fliessgewässern

Der Besatz mit Fischen aus der Fischzucht muss eine Notmassnahme bleiben und soll nur dort erfolgen, wo eine natürliche Vermehrung der Population langfristig unwahrscheinlich oder unmöglich ist.

  

6.    Der Schlüssel zum Erfolg bei der Fischereibewirtschaftung

Die Zukunft des Fisches und der Fischerei im Kanton Freiburg soll durch die Revitalisierung der Wasserläufe und die erfolgreiche natürliche Verlaichung gesichert werden.

 

 

FVF, 19.4.15